Allein stehe ich auf offener Strasse, Wind peitscht mir ins Gesicht. In dieser kalten Novembernacht spüre ich nicht den eisigen Wind obwohl ich lediglich einen Pullover übergestreift habe. In mir brodelt und kocht es, Adrenalin wird in meine Adern gepumpt. Dass ich dir vertraut habe kann ich immer noch nicht fassen. Wie konnte ich nur so blind sein. Ohne Scheu rannte ich dem Ungewissen entgegen und nun steh ich da: Verlassen und allein, du bist nicht mehr für mich da. Das erfüllt mich aber nicht mit Trauer, ganz im Gegenteil. Wut staut sich in mir an. Dein affektiertes Verhalten, die ungeheure Frechheit, die du mir unterbreitet hast lässt mich aufschreien vor Wut. Lange hat er sich angestaut, der blinde Zorn, er schleicht sich ein, übernimmt meinen Körper mit jedem Wort, das dir von den Lippen fällt. Plötzlich ist er da und entfesselt seine ganze Kraft. Ich beisse meine Zähne zusammen, stärker und stärker. Beherrsche mich, zweifelsohne habe ich innerlich jedoch schon lange Rot gesehen. Ich möchte alles zerschlagen was mir in die Quere kommt. Möchte rennen und schreien, auf dich einschlagen und weinen vor Wut.
Fassungslos stampfe ich davon, immer schneller und schneller gegen den eiskalten Wind. Ich weiss, wenn ich jetzt nicht gehe werde ich es bereuen, denn danach gibt es kein Zurück mehr, kein Pardon. Auch habe ich keine Chance gegen dich, du der so gross ist wie ein Berg. Gegen deine mächtigen Pranken komme ich niemals an. Also ergreife ich die Flucht. Ich will nicht, dass du siehst wie ich vor Zorn weine. Am Ende meines Lebens werde ich wahrscheinlich doppelt so viel geweint haben wie andere Menschen, jedoch lache ich auch doppelt so viel, nur fortan ohne dich. Der eisige Wind, der mir entgegenkommt, führt Tau und Frost mit sich welche im schwachen Licht der vereinzelten Strassenlaternen aufleuchten. Mein langes rotbraunes Haar flackert im Wind wie tobende Flammen, unbändig wie die Wut selbst, die in mir ausgebrochen ist. Ich schaue nicht zurück, wie du dort stehst, fassungslos untergehend im tosenden Lärm vorbeiziehender Autos und Lastwagen. Ich dachte wir sind Freunde. Ich habe dir vertraut. Immer wieder habe ich dir vertraut, dir alles verziehen. Du rennst mir hinterher, willst mich bekehren doch anerkennst nicht deine Schuld. Alle anderen machen Fehler doch du bist ohne Fehl und Tadel. Das lass ich nicht mehr mit mir machen. Ich bin nicht länger dein Schosshündchen, dein Fussabtreter. Nun wirst du ihn spüren, mein Zorn.
Schläge tun weh doch Worte können zerstören. Du bist nichts für mich und wirst auch nie mehr etwas sein. Ich brauche keine scheinheiligen Speichellecker in meinem Leben.