Es gibt Tage, da schaue ich in den Spiegel und erkenne mich nicht wieder. Dieses Gesicht, das mich anschaut, ich sehe es zum hunderttausendsten Mal, doch das bin nicht ich. Andererseits, wenn nicht ich das bin, wer ist es dann und wer bin ich. Kann ich mich überhaupt sehen. Kann sich irgendjemand sehen. Wir sind lediglich unsere Gedanken. Sie machen uns aus, bestimmen wer wir waren, wer wir sind und wer wir sein werden. Sie treiben in diesem Universum umher und ziehen ihre Bahnen. Unser Körper ist nur eine Hülle, ein Behälter, ein Gefäss für unser Sein. Er fängt unser Ich ein, hält es gefangen und gibt ihm einen Rahmen. Aber plötzlich erfahren wir diese Momente, in denen unser Sein seine Hülle abstreift, die Mauern des Gefässes, das unseren physischen Leib verkörpert überwindet. Es steigt empor, greifft in die Sterne und holt sie sich zu Hauf vom Himmel herab. Ich fühle mich frei und ungebunden, ich kann alle Farben sehen und alle Klänge hören, es gibt keine Grenzen.
Ich möchte mich gänzlich lösen von meinem irdischen Ich, mich befreien von den Fesseln, die mich knechten, die mich binden. Indessen hält mich ein Band, ein Band das stärker ist als Blut, stärker als Liebe, es hält mich zurück. Es ist gebunden zwischen mir, dem mir der mein Geist ist und der Hülle, meinem Körper. Es hält mich fest, lässt mich nicht los, zieht mich gar zurück in die Schranken des irdischen, des Möglichen. Bei jeder schnellen Bewegung wird alles Schwarz, alles wir dunkel, mir wird Schlecht. Mein Magen dreht sich, hüpft auf und ab. Dann öffnet sich mir die Welt erneut, gleissendes Licht in meinen Augen. Mein Körper bebt, er und mein Geist sind wie zwei seidene Vorhänge, die passgenau übereinstimmen. Rühre ich mich abrupt verrutscht dieses Konstrukt und die Dunkelheit hat mich wieder. Mein Körper packt meine Seele. Er schnürt deren Kehle zu und zwingt sie ihm nachzueilen, wie ein unterwürfiger Hund an einer viel zu kurzen Leine. Denn Körper und Geist gehören zueinander, ergänzen sich gegenseitig und können nicht ohne die Gegenwart des Anderen sein. In perfekter Symbiose komplementieren sie ihren Gegenspieler, der es nicht wagen sollte zu fliehen. Ohne ihn sind sie selbst nichts.