Abschlussarbeit

Kantonsschule Olten

Abschlussarbeit

Intermedialität von Text und Bild

Der Bezug von kreativen Kurzgeschichten auf abstrakte Gemälde

Das Dunkel

Elodie Hellbach

3b Fachmittelschule Olten

Betreuungsperson: Penelope Paparunas

Abgabetermin: 21. Januar 2019

Inhalt
Vorwort
Einleitung
1. Abstrakte Malerei
2. Kreatives Schreiben
3. Intermedialität von Text und Bild
3.1. Medienwechsel und Medienkombination
4. Vorbereitung
5. Materialien
6. Schaffungsprozess
6.1. Das Dunkel
6.2. Schweben
6.3. Alle Farben
6.4. Lichtschalter
6.5. Fassungslos
6.6. Schwerelos
6.7. Königin
7. Schlussfolgerung

Vorwort
Meine Paradedisziplin ist schon immer das kreative Schreiben gewesen. Die Faszination daran habe ich in der Primarschule bei meinem damaligen Lehrer, Herrn Ferruccio Bassetti. Er hat uns immer wieder die Möglichkeit gegeben, uns im Schreiben zu üben und unsere Ideen aufs Papier zu bringen. Diese positiven Erfahrungen haben mich geprägt und ich möchte ihm hiermit danken, dass er an mich geglaubt und mir Mut gemacht hat, die Aufgaben zu meistern, die ich mir vorgenommen habe.
Auch die Liebe zum Malen begleitet mich schon seit Kindesbeinen. Meine Eltern haben meine Kreativität schon immer sehr gefördert und mich dazu ermuntert, meine vielen Ideen umzusetzen. Ihr Verständnis, ihre unendliche Geduld und dass sie mich jedes Mal wieder aufbauten, wenn ich mich wertlos gefühlt habe, werde ich ihnen nie in gebührendem Masse honorieren können. Mein tiefster Dank an dieser Stelle gebührt denn auch meinen Eltern, die sich stets mit aller Kraft für mich eingesetzt haben und dies auch weiterhin tun.
In meinem ersten Jahr in der Sek B bei Herrn Stefan Schmidt habe ich viel gelernt, was ich nicht nur in der Schule, sondern auch im richtigen Leben anwenden kann. In seinem von ihm geschaffenen offenen Umfeld stand nicht die Leistung an sich im Mittelpunkt, sondern dass wir unser Bestes geben und unser Bestes dann auch gut genug ist. In jenem Jahr habe ich mich charakterlich immens weiterentwickeln können und ich habe gelernt, an mich zu glauben und selbstbewusster aufzutreten. Insbesondere diese Eigenschaften sind es denn auch, die mir bei der Fertigstellung dieser Abschlussarbeit geholfen haben. Diese angeeigneten Selbstkompetenzen werden mir auch auf meinem weiteren Lebensweg sicherlich nützlich sein. Vielen Dank an Stefan Schmidt für dieses Jahr, in dem ich so viel Essentielles habe lernen dürfen.
Der deutschen Sprache bin ich in der ersten FMS im Unterricht von Frau Penelope Paparunas verfallen. Bei ihr habe ich grosse Fortschritte bezüglich Stil und Wortschatz gemacht. Aber auch wie wichtig Grammatik und Interpunktion sind, hat sie uns beigebracht. Am meisten schätze ich es aber, dass sie uns vermittelt hat, wie vielfältig Literatur ist und dass sie zumindest mich ermuntert hat, mehr zu lesen und besser schreiben zu wollen. Bereits nach unserem ersten Aufsatz bei Frau Paparunas stand für mich fest, dass meine Abschlussarbeit sich mit Kreativem Schreiben befassen würde. Frau Paparunas möchte ich danken, dass sie mir die Welt der Literatur geöffnet und mein Interesse am Lesen neu geweckt hat. Aber auch dafür, dass sie bei Fragen immer zur Verfügung steht und ich durch ihre liebevolle, aber auch strenge Art sehr viel lernen konnte.
Bereits im Zeichenunterricht bei Herr Basetti hat er mir stehts meine Freiheiten gelassen, selbst wenn sie manchmal nicht ganz mit seinen Vorgaben übereingestimmt haben. An der FMS im Fach Bildnerisches Gestalten bei Frau Monika Senn haben wir dann verschiedene, von ihr vorgegebene Stichwörter mit Acrylfarben malerisch umgesetzt, dabei konnte ich meine bei Herr Basetti erprobten Fähigkeiten weiter ausbauen. Frau Senn hat mir viele nützliche Anregungen bei meinen Bildern gegeben, ohne mich aber dabei einzuschränken. So ist die Idee entstanden, auch eine malerische Komponente einfliessen zu lassen. Der Dank an dieser Stelle geht an Monika Senn für die zahlreichen Inputs und die Unterstützung.
Auch meinem Freund Pablo Rudolf möchte ich an dieser Stelle danken. Für die vielen Abenteuer, die wir in unserer Kindheit zusammen erleben durften, dass er seit vielen Jahren mir immer ein guter Freund und Zuhörer war und noch ist und dass er mir durch so manch ein Tief in meinem Leben geholfen hat. Nicht zuletzt aber auch für die Inspiration zu vielen meiner Texte, die ich nur dank ihm schreiben konnte.
All diese und noch viele weitere Menschen, die ich in meinem Leben kennenlernen durfte, haben mir geholfen, zu dem Menschen zu werden, der ich jetzt bin. Durch sie durfte ich all die Erfahrungen sammeln, die ich beim nächsten grossen Schritt in meinem Leben, der FMS-Abschlussarbeit, produktiv umsetzen kann.

Einleitung
Im Rahmen meiner Abschlussarbeit der Fachmittelschule Olten ist uns Raum zur Verfügung gestellt worden, eine wissenschaftliche oder kreative Arbeit zu erstellen. Da ich mich eher im Bereich Kreativität heimisch fühle, stand für mich von Anfang an fest, dass ich eine kreative Arbeit einreichen möchte. Bei dieser Gelegenheit wollte ich, wie im Vorwort erwähnt, meine beiden Leidenschaften, die mich schon lange begleiten, das Schreiben und das Malen, miteinander verbinden. Dies sollte im Rahmen von kreativen Kurzgeschichten erfolgen, zu welchen ich je ein passendes Bild mit Acrylfarbe auf Leinwand malen würde.
In der FMS bin ich im Rahmen des BiG-Unterrichts mit verschiedenen Epochen, Künstle-rInnen und Techniken der Malerei in Berührung gekommen. Besonders der Expressionismus, zu dem auch «Der Schrei» von Edvard Munch gehört, die abstrakte Kunst, wie sie Paul Klee umgesetzt hat oder auch die moderne Malerei von beispielsweise Pablo Picasso faszinieren mich besonders. Um meine Arbeiten umzusetzen möchte ich aber weiter abstrahieren als diese berühmten Künstler es getan haben. Ihre Werke sind bildlich, der Betrachter erkennt nach wie vor, um welches Motiv es sich handelt. Für meine Arbeit habe ich also weiter nach Künstlern gesucht, welche näher an meiner Vorstellung liegen, nichts des do trotz haben die oben genannte Künstler mein Interesse für Kunst geweckt. Sie schaffen es, mit teils stark vereinfachten Motiven eine Stimmung zu transportieren. Der Betrachter kann interpretieren und für sich die Bedeutung einzelner Aspekte definieren. Dies ist bei etlichen vorangehenden Kunststielen nicht möglich gewesen, da die Motive meist möglichst fotorealistisch dargestellt worden sind.
In einem junger Künstler aus Schweden, der unter dem Pseudonym «Dive Madhouse» seine Werke veröffentlicht, habe ich dann schliesslich einen modernen Künstler gefunden, dessen Werke sehr nah an dem liegen, nach was ich gesucht habe. Auf ihn aufmerksam geworden bin ich durch die populäre Social-Media-Plattform Instagram. Seitdem bin ich eine grosse Bewunderin seiner Kunst. Er verwendet viele leuchtende Farben, die sehr schön miteinander harmonieren und trotzdem ausdrucksvolle Kontraste entstehen lassen. Seine Werke sind differenziert und spielen mit verschiedenen Techniken des Farbauftrags. Frederik «Dive» Madhouse hat mich dazu angeregt, selbst Pinsel und Spachtel in die Hand zu nehmen und zu malen. Die entstehenden Bilder möchte ich einsetzen, um die selbstgeschriebenen Kurzgeschichten optimal zu ergänzen, so dass eine einzigartige, untrennbare Wechselwirkung zwischen Wort und Bild entsteht.
Diese Wechselwirkung zwischen Wort und Bild verlangt aber nach einer gemeinsamen Sprache, weswegen es nun galt, ein geeignetes Thema für meine Text-Bild-Kreationen zu finden; ein Thema also, das die verschiedenen ästhetischen Werke würde bündeln können. Zuerst habe ich dabei an die verschiedenen Arten der Liebe gedacht, da ich in jüngster Ver-gangenheit viele neue Erfahrungen in diesem Bereich habe machen dürfen. Dieses Themenfeld hat sich dann aber als zu eingeschränkt erwiesen, um eine möglichst differenzierte Zusammenstellung an Malereien zu entwickeln. Daher habe ich das Thema auf Gefühle im weitesten Sinn erweitert. So habe ich mir zum Ziel gesetzt, verschiedenste emotionale Vorgänge möglichst genau in Worte zu fassen. Die von mir produzierten Texte sollen bei Lese-rInnen vor allem den Effekt auslösen, sich in die beschriebene Lage hineinzuversetzen und gegebenenfalls sich damit identifizieren zu können. Die gemalten Bilder sollen diesen Effekt verstärken und eine entsprechende Stimmung generieren.
In den Nächsten Abschnitten werde ich zum Hintergrund meiner Arbeit Aufschluss geben und die verschiedenen verwendeten Techniken erklären. Danach schildere ich, wie ich mich Vorbereitet habe, welche Materialien ich verwendet habe und erläutere anschliessend den Arbeitsprozess. Danach folgt zu jedem Text-Bild-Gespann ein kurzer Text mit meinen Hintergrundgedanken zum besseren Verständnis und die Schlussfolgerung, bei der ich auf Probleme eingehe.

1. Abstrakte Malerei
Im Jahre 1815 revolutionierte die Erfindung der Lithografie, einer Art zu fotografieren, die Kunstwelt. Mit ihr war es möglich, erstmals mittels Belichtung ein Bild auf einer mit Zinn beschichteten Metallplatte festzuhalten. 1840 dann der Nächste Durchbruch. Mit Hilfe der Daguerreotypie entstand das erste in der Praxis brauchbare Porträt eines Menschen. Bei dieser Technik wird eine mit Silberiodid beschichtete Silberplatte belichtet, anschliessend mit Quecksilberdämpfen entwickelt und danach mit Kochsalzlösung fixiert. Mit dieser drastischen Weiterentwicklung in der Fotografie lief sie der naturalistischen Malerei den Rang ab. Nun galt es jetzt neue Arten der Malerei zu entwickeln da naturgetreue Abbildungen nun viel schneller per Foto hergestellt werden konnten. So entwickelte sich ab 1870 die Moderne Kunst. Unter diesem Sammelbegriff ging auch um das Jahr 1900 die Abstrakte Malerei her-vor, die ebenfalls viele verschiedene Unterkategorien enthält. Im Allgemeinen verwendet die abstrakte Kunst das bildnerische Gestaltungsmittel, Gegenstände zu abstrahieren. Abstrakte Werke sind teils völlig losgelöst von der Natur und realen Gegenständen. Diese Eigenschaften möchte ich mir zunutze machen, um die in meinen Texten beschriebenen Gefühle und Eindrücke bildhaft darzustellen, ohne dabei figürlich zu werden. Im Weiteren wer-de ich auf den Schriftlichen Teil meiner Kreativen Arbeit eingehen.

2. Kreatives Schreiben
Im Allgemeinen wird Kreativität als eine Eigenschaft verstanden, neues Denken, Empfinden oder Handeln zu entwickeln. Als Autor muss man Sprachgefühl, Leidenschaft und vor allem Beobachtungsgabe mitbringen. «Oftmals geht man beim Schreiben ziemlich brachial vor und saugt die Umwelt aus und verbrät alle Geschichten, die man von Freunden erzählt bekommt, [ ], verarbeiten das aber meistens zu etwas neuem [ ] fast überall fliesst etwas authentisches ein.» Fridolin Schley, Autor Verloren, mein Vater. Wir sind nicht in der Lage, uns etwas nie erlebtes, nie erzähltes auszudenken, so Schley. Die Bewegung kreatives Schreiben kommt ursprünglich aus den USA dort wird dieser Kurs an jeder renommierten Universität angeboten. Das Talent, die Lust am Schreiben und die Fantasie für die Geschichten kann man nicht lernen, jedoch wie ein Text angepackt wird, wie man Dialoge schreibt, welche Schlüsse eine Geschichte hat und wie man sie organisiert ist lehr- und lernbar.

3. Intermedialität von Text und Bild
Ganz allgemein bezeichnet Intermedialität zunächst die offensichtliche und nachweisliche Einbeziehung mindestens zweier Ausdrucks- oder Kommunikationsmedien. Das heisst, sie definiert den Bezug von Medien auf andere Medien. Für die literarischen Bild-Text-Verbindungen spielen Werke der Bildenden Kunst eine besondere Rolle . Unter bildender Kunst versteht man alle visuell gestaltenden Künste wie, Bildhauerei, Malerei, Grafik, Fotografie, Baukunst sowie Kunsthandwerk,. Ausgeschlossen sind dabei abstrakte Werke, also der Grossteil der modernen und postmodernen Kunst, da diese erheblich beziehungsresistenter sind als die gegenständliche Kunst. Es gibt verschiedenen Arten der Intermedialität, in den anschliessenden beiden Abschnitten werde ich kurz zwei dieser Arten näher vorstellen.

3.1. Medienwechsel und Medienkombination
Eine der verschiedenen Arten von Intermedialität in Bezug auf Text und Bild ist der Medienwechsel. Dabei wird ein literarischer Text in ein Bild transformiert, also umgewandelt, so dass danach nur letzteres materialiter präsent bleibt. Das bedeutet, der Betrachter sieht nur das Bild, der Text dahinter wird nicht gezeigt. Ein zeitmässiges Beispiel für einen Medienwechsel stellt eine Buchverfilmung dar. In dieser dient der Geschriebene Text als Grundlage. Die geschriebenen Zeilen werden in ein Skript umgeschrieben und danach in einen Film transferiert. Zwischen dem Text und dem Film besteht ein unverkennbarer Zusammenhang, trotzdem können beide Medien für sich existieren.
Jedoch bei der Kombination von literarischen Texten und Bildern spricht man von einer Medienkombination, bei welcher beide Medien materialiter präsent sind . Die häufigsten Beispiele sind Bilderbücher für Kinder, bebilderte Sachbücher oder Comics. Dieses Prinzip der Medienkombination ist jedoch bereits seit der Antike bekannt: Eine der ältesten Formen, die Text und Bild kombiniert, stellt das Emblem dar. Ein Emblem ist zum Beispiel ein Symbol, ein Abzeichen oder ein Wappen.

4. Vorbereitung
Meine Betreuungsperson, Frau Penelope Paparunas, hat mir im ersten gemeinsamen Gespräch geraten, Tagebuch zu schreiben, um den Schreibfluss anzukurbeln. Glücklicher-weise habe ich bereits im Sommer 2017 begonnen, meine Erlebnisse und Gefühle in einem ebensolchen Buch niederzuschreiben, sodass es für mich ein Leichtes war, damit fortzufahren. Ebenso hat sie mir nahe gelegt, mich mit Intertextualität, der Beziehung zwischen Medien, in meinem Fall, der Beziehung zwischen Text und Bild, eingehend zu befassen.
In der Mediothek der Kantonsschule Olten habe ich keine passende Fachliteratur finden können, welche sich mit eben diesem spezifischen Thema auseinandersetzt. Auch im Internet ist es mir schwergefallen, verlässliche Quellen auszumachen. Frau Paparunas hat mir da-raufhin aus der Reihe Grundlagen der Germanistik und dem Band Intertextualität: Eine Einführung das Kapitel «Text und Bild» kopiert, welches einen zwar knappen, aber doch qualitativ guten Überblick über die Text-Bild-Relation in der Ästhetik bietet. Dieses Kapitel hat sich als nützlich für den theoretischen Hintergrund meiner Arbeit erwiesen, da es die kulturelle Tradition aufzeigt, in der auch mein Produkt einzuordnen ist.
Weiter nutzte ich Literatur von Gerd Brenner mit dem Titel Kreatives Schreiben, ein Leitfaden für die Praxis um mich über die Theorie dahinter zu Informieren. Auch hat mir ein Video zu diesem Thema geholfen. Über die Entwicklungsgeschichte der abstrakten Malerei habe ich mich überraschenderweise in dem Buch Das Kollodium: Handbuch der Modernen Nassplattenfotografie von Peter Michels aus unserer Sammlung an Hintergrundwissen und Theorie über die Fotografie informieren können. Mit diesen drei Werken bin ich besten aus-gerüstet gewesen für den Historischen Hintergrund der Medienkombination. Bei Benötigung weiterer Informationen zog ich das Internet zu Rate. Weiter werde ich die benötigten Materialien, die ich genutzt habe um den Kreativen Teil meiner Arbeit zu gestalten, erläutern.

5. Materialien
Für meine Texte habe ich mit Notizpapier oder mit dem Smartphone gearbeitet, falls ich ersteres nicht zur Hand hatte. Darauf habe ich den ersten Entwurf des Textes geschrieben. Darin eingeflossen sind meine Notizen, die ich während des gesamten Arbeitsprozesses kontinuierlich gesammelt habe. Diese Texte sind von mir schlussendlich nach mehrmaligem überarbeiten auf meinem Laptop abgetippt worden. Danach habe ich sie ausgedruckt und die Papierversion nochmals bezüglich Schreib- und Grammatikfehler kontrolliert.
Für meine Bilder habe ich als Trägermedium Leinwände in diversen Grössen und Formen verwendet. Gemalt habe ich mit Acrylfarbe, da diese zu Beginn mit Wasser verdünnbar ist und im trockenem Zustand Wasserunlöslichkeit aufweist. Ich habe Weiss und Schwarz genutzt, um diese direkt auf den Träger zu bringen, oder um Farben aufzuhellen oder abzudunkeln. Weiter habe ich die drei Primärfarben Magenta, Cyan und Gelb verwendet. Hinzu sind noch einige Sekundär- sowie Tertiärfärben und Silber- sowie Goldtöne gekommen. Mit diesem Repertoire ist es mir möglich gewesen alle benötigten Farbtöne zu mischen.
Der Farbauftrag erfolgte mit diversen Hilfsmitteln. Einerseits verwendete ich verschiedengrosse Pinsel in Flach und Rund. Darunter waren einige eher rauhaarig und andere sehr glatt. Auch bediente ich mich zweier Malerspachtel einmal in der Form eines Rhombus und der andere rechteckig. Für einige Bilder nahm ich auch einen Farbroller zur Hilfe, um einen möglichst ebenmässigen Farbauftrag zu erzielen. Auch zum Einsatz kamen Abschnitte von Schnur, mit der ich eine interessante Struktur zum Vorschein bringen konnte. Auf anderen Bildern verwendete ich hingegen Strukturpaste, diese besteht aus einer Groben Spachtel-masse auf Wasserbasis. Für ein Bild verwendete ich zusätzlich einen Schwamm, um eine andere Oberflächenstruktur zu erreichen. So konnte ich mit unterschiedlichen Materialien verschiedenste Effekte erzeugen. Wie ich dies umgesetzt habe werde ich im nächsten Ab-schnitt aufzeigen.

6. Schaffungsprozess
Der Schaffungsprozess hat mit verschieden Sätzen und Gedanken, die ich aufgeschrieben habe, begonnen. Überall habe ich Inspiration für meine Texte gesucht. Diese sind meist in Form von Musik, die ich gehört habe, Filmen und Serien, die ich mir angesehen habe, bestimmten Gefühlen, denen ich nachgehangen bin oder primär abends im Bett aufgetaucht. All diese Impressionen, Sätze und Satzfragmente habe ich mir sofort auf was ich im Moment zur Hand hatte notiert. Daraus sollten meine Texte hervorgehen. Jedoch fand ich heraus, dass es für mich wesentlich einfacher war, erst die Bilder zu malen. So konnte ich meine Gefühle in diesem Moment sogleich zum Ausdruck bringen und die Texte im Nachhinein mit Hilfe meiner Notizen erstellen. Im Folgenden werde ich auf die Unterschiedlichen Texte und die dazugehörigen Gemälde genauer eingehen. Im Anhang sind alle erstellten Medien als Paar in der Reihenfolge derer Erschaffung angehängt. Ich beginne mit dem ersten Paar, das ich gefertigt habe und gehe im Folgenden auf alle einzelnen Werke ein.

6.1. Das Dunkel
Das Dunkel thematisiert vor allem Trauer, die im Text als dunkel oder nichts beschrieben wird. So soll die schwarze Farbe am linken Bildrand die Einsamkeit, Trauer und Missverstandenheit symbolisieren. Die hellblaue, türkise und silberne Farbe stellt die Seele dar. Ich habe mich für diese entschieden, da Blau Ruhe und Gelassenheit ausdrückt. Es soll den An-schein erwecken als sei alles in Ordnung doch innerlich sieht es ganz anders aus. Ebenso behandelt wird der Druck der heutigen Gesellschaft perfekt sein zu müssen und das schon im Kindesalter. Man darf sich keinen Fehler erlauben und niemals Schwäche zeigen, denn Unantastbarkeit bedeutet Macht und nach dem streben wir in dieser Leistungsfabrik, die keine Kinder, sondern perfekt funktionierende Roboter grosszieht. Trotzdem wollen wir alle einzig-artig sein und herausstechen, jedoch niemals negativ auffallen, dann sind wir lieber unsichtbar. Im zweiten Teil des Textes ist dann von einer Person die Rede, die diese Mauern durch-bricht, hinter der wir uns verstecken. Wir alle wünschen uns nur jemanden, der uns versteht und so akzeptiert wie wir sind.
Beim Malen habe ich die Farbe mit dem Spachtel aufgetragen, so entstehen scharfe Kanten zwischen den einzelnen Farbnuancen, die sie voneinander abtrennen. Dies soll Kälte symbolisieren und wie hart die Welt sein kann. Das Duo soll gesellschaftskritisch sein und zum Denken anregen, trotzdem trägt es auch Hoffnung in sich, die dem Leser Mut macht und zeigt, dass egal wie schlimm die Situation auch erscheinen mag, es irgendeinmal auf-hört zu regnen und die Sonne wieder zum Vorschein kommt.

6.2. Schweben
Die Text-Bild-Kombination soll ein Gefühl von Leichtigkeit verkörpern. Ich wollte darin zum Ausdruck bringen wie schön es ist bei einer geliebten Person zu sein und wie es sich für mich anfühlt verliebt zu sein. Bei diesem Text habe ich eine Stelle eingebaut, welche aus der berühmten Fantasy Serie Game of Thrones stammt. Eine der Hauptcharakteren beschreibt ihren Ehemann dort als ihre Sonne, ihren Mond und ihre Sterne. Diese Zeilen empfand ich als wunderschön, da mich sehr gut in sie hineinversetzen konnte und sie mit so monatelang in Erinnerung geblieben sind. Beim Bild versuchte ich mit schwungvoll aufgetragenen Strichen dieses Gefühl aufzugreifen und Unbeschwertheit zu vermitteln. Den Farbauftrag erfolg-te mit einem Pinsel mittlerer Breite und weichen Haaren. Die grüne Farbe habe ich ausgewählt, weil sie äusserst beruhigend wirkt und diese Leichtigkeit sehr gut vermitteln kann. Weiter habe ich die Flächen mit Blau und Türkis aufgefrischt, um Lebhaftigkeit ins Gemälde zu bringen.

6.3. Alle Farben
Der Text Alle Farben thematisiert nicht direkt ein Gefühl wie Trauer, Glück oder Wut. Vielmehr beschreibe ich die Verbindung von Körper und Geist und was es damit auf sich haben könnte. Konkret behandle ich die untrennbare Verbindung dieser beiden Gegenspieler sowie ich sie auch bei meinen Text-Bild-Kompositionen erreichen möchte. Der Text spielt mit der möglichen Existenz einer überirdischen Macht oder überirdischen Mächte und im weitesten Sinne mit dem Leben nach dem Tod. Was passieren könnte, wenn sich Körper und Seele trennen. Vorausgesetzt wird also, dass eine unsterbliche Seele existiert. Die Theorie hinter der beschriebenen These besagt, dass der Körper nicht ohne die Seele überleben kann da dort verankert ist was uns ausmacht. Ob die Seele ohne Körper fortbesteht wird nicht geklärt.
Beim Bild habe ich mit vielen erdigen Farben gearbeitet wie beispielsweise mit Brauntönen und gebrochenem Orange. Gegenüber platzieren sich diverse Blau- und Türkiestöne sowie Violett. Diese Farben stellen Fragmente der Seele dar, die versuchen sich der Macht des Körpers zu entziehen. Zusätzlich habe ich hier vor dem Farbauftrag mit Spachtelmasse Struktur auf die Leinwand gebracht. So entsteht eine gewisse Räumlichkeit, was dem Bild mehr Ausdruck und Tiefe verleiht. Die Farben habe ich mit Pinseln in verschiedenen Grössen ineinanderfliessend aufgetragen. So verschmelzen die Farben an einigen Stellen miteinander was die Verbindung der beiden Elemente aufzeigen soll. Als Finish habe ich mit einem feinhaarigen Pinsel ein wenig goldene und bronzene Farbe beigefügt, um den Effekt des Überirdischen zu verstärken.

6.4. Lichtschalter
In Lichtschalter wird wie in meinem Text Das Dunkel das Thema Trauer aufgegriffen, anders als im vorangehenden Werk thematisiert Lichtschalter aber primär die Verzweiflung. Darin ist der Anreiz für die prekäre Lage nicht Missmut über den eigenen emotionalen Zu-stand, sondern die Gefühlslage einer zweiten Person, die nicht weiter charakterisiert wird. Im Vordergrund steht der Machtverlust, den man durchlebt, wenn man unfähig ist, einer nahestehenden Person zu helfen oder diese die angebotene Hilfe verweigert. In dieser Situation fühlt man sich nutzlos und eventuell auch verletzt. Bei Menschen, die das Wohl anderer in vielen Fällen über ihr eigenes stellen kann eine emotional schwierige Situation, von welcher sie nicht betroffen sind, genauso oder sogar noch verheerender sein, als ihr eigenes Schicksal. Sie fühlen sich in den Zustand des anderen hinein und leiden mit ihm. Auch werden Gefühle oftmals stärker empfunden und ausgelebt. Einen solchen emotionalen Ausbruch wollte ich im Text Lichtschalter festhalten.
Auch in diesem Text habe ich einige Inputs aus anderen Medien verwendet. So weisen schon allein die einzelnen Texte Bezüge zu anderen Texten und damit eine gewisse Intermedialität auf. Auf diese Weise konnte ich mein Hauptthema erneut einfliessen lassen. Zum Beispiel webte ich ein Zitat des weltweit gefeierten jedoch umstrittenen Autors Joseph Conrad in meinen Text ein. Er sagte: «We live as we dream – alone», was auf Deutsch so viel bedeutet wie: «Wir leben wie wir träumen – allein». Diesem Zitat habe ich viel Wahrheit abgewinnen können, da ich mich ähnlichen Thesen schon in meinem Werk Das Dunkel gestellt und mich dazu geäussert habe.
Aus einer kürzlich erschienenen Serie auf dem populären Streamingdienst Netflix habe ich ein weiteres Zitat aufgegriffen. Der Protagonist macht folgende Aussage: «In der Liebe geht es nicht darum, einander die Sterne und den Mond vom Himmel zu holen, sondern da-rum, für einander da zu sein.» Auch diese Zeile erlangte sofort meine Aufmerksamkeit da uns in Filmen oft ein Märchenprinz versprochen wird doch in Wirklichkeit geht es nicht um grosse Gesten und die einzig wahre Liebe für immer und ewig. Wichtig ist jemanden zu fin-den, der einem mit Respekt behandelt, bei Problemen ein offenes Ohr hat und mit dem man jede Hürde bezwingen kann. Nur eins ist garantiert, diese Hürden werden kommen, so ist das Leben. Selbst wenn die erste grosse Liebe sich nicht als der versprochene «für-immer-und-ewig-Märchenprinz» herausstellt ist das kein Weltuntergang. Dies soll der Text Licht-schalter zeigen.
Der malerische Teil des Duos setzt fort, was ich im Text beschrieben habe. Manchmal ist die Welt dunkel und schwarz. So habe ich die Leinwand komplett mit schwarzer Farbe an-gemalt und in die nasse Farbe Garn eingearbeitet. Zum Abschluss habe ich die Leinwand mit einem handelsüblichen Tafelschwamm bearbeitet, um eine matte Oberfläche zu erzeugen.

6.5. Fassungslos
In Fassungslos wird vor allem Wut und Zorn auf eine bestimmte Person thematisiert. Es ist die Rede von Vertrauensbruch und Enttäuschung. Besonders während des Prozesses des Heranwachsens kann es passieren, dass sich gute Freunde auseinanderleben und beginnen zu streiten. Dies geschieht im Text Fassungslos. Der eisige Wind steht hier für die Kälte, die sich zwischen den Freunden entwickelt hat. Diese Kälte wird im dreiteiligen Bild, das durch die Lücken zwischen den drei Leinwänden den Effekt des Auseinanderlebens verstärken soll, durch die Violette Farbe ausgedrückt. Sie steht im Kontrast zum warmen Gelb. Durch das eingearbeitete Schwarz verstärkt sich der düstere Effekt. Die Farben sollen den Anschein erwecken auf dem Papier zu lodern und zu brennen, deshalb habe ich ebenso rot mit eingebaut, welches mit dem Gelb zu oben genanntem Violett verschmilzt. Die Farben habe ich mit meinen Spachteln wild durcheinander aufgetragen, um die empfundene Wut darzustellen.

6.6. Schwerelos
Schwerelos kommt mit nur wenigen Worten aus. Darin wird das Gefühl des absoluten Freiseins beschrieben. Freiheit bedeutet in diesem Text sich über nichts Gedanken machen zu müssen. Deshalb beliess ich es bei einem kurzen Statement, das die Freiheit wilder Tiere anspricht. Ein Fisch, der im Meer schwimmt hat sich über nichts zu sorgen. Er folgt seinen natürlichen Trieben. Auch ein Vogel ist frei und kann fliegen wohin er will. Bei diesem Paar dominiert das Bild und weniger die Worte. So habe ich vorwiegend mit blauer Farbe gearbeitet, die den Himmel oder das Wasser darstellen soll. In diesem Wasser schwimmen silberne Fische.

6.7. Königin
Königin ist das letzte meiner Werke, das ich für diese Arbeit angefertigt habe. Darin dominieren Gefühle von Neid und Eifersucht. In diesem Text lag die Gewichtung mehr auf dem Beschreiben der Handlung der Person, auf die das Gefühl gerichtet ist und weniger auf den inneren emotionalen Vorgängen des Protagonisten. Also ganz anders als beim Text Licht-schalter, dort ist der Fokus vertauscht. Es schwingen ebenso Wut aber auch Schuldgefühle mit. Diese Schuldgefühle habe ich im Bild mit blau-violetter Farbe dargestellt. Sie sind ganz weich und wurden mit einem breiten Pinsel aufgetragen. An einigen Stellen habe ich aber auch mit dem Spachtel gearbeitet, dort entsteht der scharfkantige Neid.

7. Schlussfolgerung
Ich habe von Anfang an gewusst, dass die eigenen Gefühle ein sehr persönliches Thema sind, um darüber zu schreiben, trotzdem wollte ich es versuchen und diese Herausforderung auf mich nehmen. Jedoch habe ich feststellen müssen, wie nahe es mir tatsächlich geht und wie sehr ich mich damit dem Leser schutzlos aussetze, insbesondere wenn es um Trauer und Verletzlichkeit geht. In diesen Texten zeige ich meine Schwächen und lasse den Leser ganz nahe an mich heran und in mein Innerstes blicken. Insofern sind die entstandenen Text-Bild-Paarungen so persönlich wie ein Tagebuch, das ich nun öffentlich gemacht habe. Erst hatte ich Zweifel daran, meine Texte öffentlich vorzutragen doch mit der Zeit, als die beschriebe-nen Gefühle nicht mehr so stark präsent waren, ist es mir leichter gefallen. Auch habe ich im zeitaufwändigen Überarbeitungsprozess Distanz aufbauen können zu meinen Werken. Bei den Bildern habe ich nie solche Bedenken gehabt da sie bereits eine übersetzte Version meiner Gefühle sind und so nicht von jedem sogleich durchschaut werden können.
Weitere Probleme hatte ich mit dem theoretischen Teil meiner Arbeit beim Finden des richtigen Textmaterials. Diese habe ich jedoch bereits unter dem Punkt Vorbereitung abgehandelt. Im administrativen Bereich machte mir der Zeitdruck zu schaffen. Es war für mich sehr schwierig einen Zeitplan zu erstellen, da ich nie wusste wann ich zum Beispiel traurig sein würde und über diese Trauer schreiben konnte. So legte ich mir lediglich Zeitfenster zurecht, in welchen ich bestimmt daran arbeiten wollte, wie zum Beispiel in den Weihnachtsferien oder an bestimmten Wochenenden. Schlussendich hat sich der gesamte Prozess ein wenig nach hinten verschoben.
Anfangs war geplant einen möglichst breit gefächerten Einblick in eine ausgeglichene Gefühlswelt zu gewährleisten. Jedoch stellte ich bei den Vorbereitungen fest, dass negative Gefühle nicht nur für mich besser zu beschreiben, sondern auch gehaltvoller sind. Dramen bleiben viel länger in unseren Köpfen präsent als etwa Komödien. Auch fand ich es sehr wichtig Lesern, die mit Trauer und Ängsten zu kämpfen haben, zu zeigen das sie nicht allein damit sind. Jeder fühlt sich von Zeit zu Zeit allein oder missverstanden.